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Fragen und Antworten

Schriftliche Frage Nr. 442

23. Mai 2024 – Frage von D. Stiel an Herrn Minister Antoniadis zu PFAS-Rückständen in Obst und Gemüse

Welche Aufklärungsaktionen zu diesem Thema hat es bereits gegeben und sind geplant?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 

Frage von Diana Stiel (Vivant) vom 9. April 2024:

Eine Studie der Umweltschutzorganisationen „Nature & Progrès“ und „PAN Europe“ habe ergeben, dass sich die PFAS-Rückstände in Obst und Gemüse in zehn Jahren verdreifacht haben, berichtete der BRF am 27.02.2024. Wie das Europäische Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Europe) auch in seiner Pressemitteilung erklärt, sei deren Bericht „Toxic Harvest: The rise of forever pesticides in fruit and vegetables in Europe“ am selben Tag vorgestellt worden. 

Worum geht es? 
Das Umweltbundesamt der Bundesrepublik Deutschland informiert, dass PFAS die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen sei - auch PFC (per- und polyfluorierte Chemikalien), PFT (perfluorierte Tenside) oder „forever chemicals“ („Ewigkeitschemikalien“) genannt. Insgesamt würde diese Gruppe Chemikalien mehr als 10.000 verschiedene Stoffe umfassen, die nicht natürlich vorkommen. 
PFAS werden beispielsweise in Pestiziden eingesetzt wo sie dafür sorgen sollen, dass diese länger wirken und Schädlinge besser abwehren. 
Die Studie habe in der EU 31 verschiedene PFAS-haltige Pestizide nachgewiesen wobei Belgien mit zu den größten Produzenten von Lebensmitteln gehöre, die mit PFAS kontaminiert seien. 
So gelangen PFAS in unsere Nahrungskette. 
Warum ist dies so bedenklich? 
Das große Problem mit diesen Stoffen sei dass sie sich in der Umwelt - in Organismen, in essbaren Pflanzen und im Trinkwasser - anreichern und nicht wieder abgebaut werden können. 
Der menschliche Körper binde PFAS und an Proteine in Blut, Leber und Niere, von wo sie nur sehr langsam ausgeschieden werden. Die Folge könne eine erhöhten Infektionsneigung sein. Für Babys, die PFAS im Mutterleib aufgenommen haben, könne es ein verringertes Geburtsgewicht bedeuten. 
Aktuell werde noch an Zusammenhängen zwischen PFAS und der neurologischen Entwicklung, der Schilddrüsenfunktion oder einem erhöhten Krebsrisiko geforscht, was in Tierversuchen bereits nachgewiesen worden sei. 
Nicht-abbaubare Chemikalien, die ein unkalkulierbares Risiko für unsere Umwelt und alles Leben auf der Welt darstellen, die in immer größer werdenden Mengen auf unsere Nahrungsmittel gespritzt werden und von uns aufgenommen werden - das ist nicht hinnehmbar. Die Natur ist Grundlage allen Lebens, wird jedoch vom Menschen nicht mit dem nötigen Respekt behandelt. Wir gehen unachtsam mit den natürlichen Ressourcen um und berauben die kommenden Generationen so jeglicher Lebensgrundlage. Wir befürworten ein generelles Verbot von Herbiziden und Pestiziden. Diesbezügliche Maßnahmen sind dringend nötig und dürfen nicht aufgeschoben werden, denn: Je länger wir warten, desto schlimmer ist es um unsere Natur und unsere Gesundheit bestellt! 

Meine Fragen an Sie lauten wie folgt: 
1. Welche Aufklärungsaktionen zu diesem Thema hat es bereits gegeben und sind geplant? 
2. Wird dieses Thema bei den interministeriellen Konferenzen angesprochen und was ist das Fazit ? 


Antwort von Antonios Antoniadis (SP), Minister für Gesundheit und Soziales:

Offiziell sind Aufklärungsaktionen zur Thematik der PFAS eine regionale Zuständigkeit. Die SPW-Website informiert die Bürger über PFAS. Allerdings sind diese Informationen leider nur auf Französisch verfügbar. 
Um die Bürger und insbesondere die am stärksten gefährdeten Personen (Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder) in der Deutschsprachigen Gemeinschaft auf die Risiken von Chemikalien aufmerksam zu machen, hat der PRT ein spezifisches Faltblatt erstellt. Dieses wurde an alle Gynäkologen, Kaleido Ostbelgien und dem Perinatalen Zentrum verteilt. Es ist zudem auch in digitaler Form auf der Website des PRT verfügbar. 
Zusätzlich hierzu erhielten die hiesigen Hausärzte im Rahmen ihrer internen Versammlungen eine Vorlesung über endokrine Disruptoren (zu denen auch PFAS gehören). 
Digitale Lernmodule zur Schulung von Ärzten in Bezug auf hormonell wirksame Stoffe sind derzeit ebenfalls verfügbar (allerdings nur auf Niederländisch oder Französisch). 
Im Jahr 2021 beschloss die CIMES (Interministerielle Konferenz der Gesundheits- und Umweltminister), eine interföderale Arbeitsgruppe mit Experten einzurichten, die das PFAS-Problem identifizieren und hierzu Empfehlungen ausarbeiten soll. Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich derzeit mit der Ausarbeitung von zukunftsorientierten Empfehlungen, welche nun in der Form eines definitiven Berichts veröffentlicht werden sollen. 
2022 wurde zudem auf interföderaler Ebene der NAPED-Plan 2022-2026 angenommen, der verschiedene Maßnahmen (auf regionaler, föderaler und europäischer Ebene) zur Bekämpfung dieser Stoffe umfasst. Dieser ist auch in deutscher Sprache erhältlich.

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