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Fragen und Antworten

Mündliche Frage Nr. 1693

18. April 2024 – Frage von S. Piront an Ministerin KLINKENBERG zur Berücksichtigung gesundheitlicher Risiken und kultureller Praktiken bei Schülern während des Ramadan

Liegen der Regierung Daten vor, die auf eine erhöhte Fehlquote in den Schulen während oder unmittelbar nach dem Ramadan hinweisen, insbesondere aufgrund gesundheitlicher Probleme wie Dehydration?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Shayne Piront (PFF):
 
Im Rahmen des diesjährigen Ramadan, der vom 23. März bis zum 20. April stattfand, möchte ich auf eine besondere Beobachtung während des Besuchs der Schulklassen und des Austauschs im Parlament eingehen.
 
Es ist mir aufgefallen, dass einige Schülerinnen und Schüler, entsprechend den religiösen Vorschriften des Ramadan, tagsüber weder gegessen noch getrunken haben. Dieser Verzicht auf Flüssigkeitsaufnahme während der Tagesstunden kann, besonders bei jungen Menschen, zu Dehydration führen, was wiederum das Risiko für gesundheitliche Probleme erhöhen kann.
 
Besonders in der Schule, wo Konzentration und physische Aktivität gefordert sind, könnten solche Umstände die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigen.
 
Während ich die Bedeutung des Fastens im Ramadan und die kulturelle und spirituelle Bedeutung, die es für viele Familien hat, vollkommen respektiere, halte ich es für wichtig, dass wir auch die Gesundheit und Sicherheit der Schülerinnen und Schüler sicherstellen.
 
Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihnen folgende Fragen stellen:
1. Liegen der Regierung Daten vor, die auf eine erhöhte Fehlquote in den Schulen während oder unmittelbar nach dem Ramadan hinweisen, insbesondere aufgrund gesundheitlicher Probleme wie Dehydration?
2. Welche präventiven Maßnahmen könnten Schulen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Gesundheit der fastenden Schülerinnen und Schüler während des Ramadan gewahrt bleibt, ohne dass deren kulturelle Praktiken missachtet werden?
3. Wie wird in Schulen über die möglichen gesundheitlichen Risiken des Fastens aufgeklärt, und wie wird sichergestellt, dass sowohl Lehrpersonal als auch Schülerinnen und Schüler angemessen informiert sind?
 
 
Antwort von Lydia Klinkenberg (ProDG), Ministerin für Unterricht, Ausbildung, Kinderbetreuung und Erwachsenenbildung:
 
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
 
der Ramadan erstreckte sich in diesem Jahr vom 10. März bis 9. April, die Osterferien in Ostbelgien waren vom 30. März bis 14. April, was einen Teil der Fastenzeit überlappte.
Die Schulleitungen haben die Pflicht, die Abwesenheiten von Schülern zu melden, wenn diese die gesetzlich erlaubte Obergrenze überschritten haben. In der Schulordnung wird die Anzahl halbe Tage (zwischen 8 und 30) festgelegt, die die Eltern ihr Kind entschuldigen dürfen. Dazu verwenden sie ein vorgegebenes Formular. Auf diesem Formular wird die Anzahl halbe Tage der Abwesenheiten angegeben. Es beinhaltet ebenfalls ein Kommentarfeld, um
 
zusätzliche Informationen zum Schüler mitzuteilen. Vor diesem Hintergrund liegen aktuell keine belastbaren statistischen Daten vor, ob und wie die Fehlzeiten sich während des Ramadans im Verhältnis zu anderen Zeitabständen entwickeln.
 
Unsere Rahmenpläne behandeln im Fach Naturwissenschaften das Thema „gesunde Ernährung“ ab der Unterstufe der Primarschule durchgehend bis zur 2. Stufe des Sekundarunterrichts inklusive. Auf das Fasten wird nur im Religionsunterricht eingegangen, da diese Praxis eng mit den religiösen Vorgaben einhergeht.
Es kann den Körper mitunter belasten, über viele Stunden keine Flüssigkeit zu erhalten. Folgen können u.a. Schwindel, verminderte Leistungsfähigkeit, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen sein.
 
Daher ist es wichtig, gewisse Regeln zu beachten. Diese Regeln erlernen die Kinder und Jugendlichen in der Regel im Elternhaus. Ein öffentlicher Gesundheitsdienstleister aus dem Quatar, die Hamad Medical Corporation, listet auf seiner Webseite unter anderem folgende Empfehlungen zum Fasten auf:
Zwischen Abendessen und Frühstück sollten zwischen 8 und 12 Gläser Wasser getrunken sowie wasserhaltiges Obst und Gemüse gegessen werden.
Auf Salz und scharfe Gewürze soll verzichtet werden.
Ein hoher Zuckergehalt fördert den Durst und ist somit zu vermeiden.
Man soll schweißtreibende Aktivitäten vermeiden.
Vorpubertäre, Kranke und Frauen während ihrer Menstruation können auf das Fasten verzichten.
Diese Empfehlungen lernen die Kinder und Jugendlichen in der Regel sehr früh im Elternhaus und im islamischen Religionsunterricht in der Schule.
Die Schulen gehen unterschiedlich und teils sogar individuell mit dem Fasten in der Schule um. Das liegt zum einen an der Anzahl fastender Schüler, die nicht in allen Schulen gleich hoch ist, und zum anderen daran, dass auch in den betroffenen Familien sehr unterschiedlich mit dem Ramadan umgegangen wird. In dieser Frage kommt es daher entscheidend auf die Kommunikation zwischen Schule und Eltern an.
In der Praxis suchen die Schulen das Gespräch mit den Eltern, wenn sie der Meinung sind, dass das Fasten ein Kind gesundheitlich beeinträchtigt. Meistens wird der Wunsch der Eltern und oftmals der Kinder selbst, während des Ramadans zu fasten, respektiert und ein pragmatischer Umgang mit der Situation gewählt. Das bedeutet, dass gerade Primarschüler durchaus auch mal etwas trinken, wenn sie selbst oder das Schulpersonal feststellen, dass das angezeigt ist. Das ist meist auch im Sinne der Eltern.
 
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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