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Fragen und Antworten

Mündliche Frage Nr. 1674

17. April 2024 – Frage von I. Voss-Werding an Minister Antoniadis zur Demenzstrategie der DG

Das Thema Demenz erfordert eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Regierungsebenen in Belgien. Die WPZS unterstehen der DG, die Gesundheit untersteht dem Föderalstaat. Welche Strategien gibt es für die Zusammenarbeit zwischen der DG und den anderen politischen Ebenen, um eine gesundheitliche Katastrophe für unsere künftigen Senioren zu vermeiden?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Inga Voss-Werding (Ecolo):
 
Obwohl die Lebenserwartung insgesamt steigt, stellt sich die Frage nach der "Qualität" des Alterns: Wie verhält es sich mit dem persönlichen Wohlbefinden im Alter? Reichen die finanziellen Ressourcen aus, um in Würde zu leben? Wie ist der Senior sozial aufgestellt? Usw.  Und: Wird man in guter Gesundheit alt?
 
Aus den Daten von Eurostat geht hervor, dass eine 65-jährige Frau im Durchschnitt 10,2 Jahre bei schlechter Gesundheit leben wird. Für Männer im Alter von 65 Jahren beträgt dieser Zeitraum der Morbidität 7 Jahre. Es sterben mehr Menschen an Demenz als an Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Laut einer Studie von Sciensano ist dies vor allem darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die historisch gesehen bei weitem die häufigste Todesursache in Belgien sind, von Jahr zu Jahr zurückgeht. Zahlen der Alzheimer VoG zeigen, dass 1,857% der belgischen Bevölkerung von Demenz betroffen sind und dass 70% der Demenzkranken zu Hause leben. Die Zahl der Demenzerkrankungen nimmt seit Jahren stark zu, insbesondere bei Frauen. Nach Angaben des flämischen Kompetenzzentrums für Demenz leiden etwa 200 000 Menschen an einer diagnostizierten oder nicht diagnostizierten Form von Demenz. Es wird erwartet, dass sich die Zahl der Fälle bis 2070 aufgrund des steigenden Durchschnittsalters der Bevölkerung verdoppeln wird. Eine Welle von Demenzerkrankungen steht bevor.
 
2016 begrüßte die DG die neue Demenzstrategie. Sieben Jahre sind vergangen, wir kennen die Prognosen für die Zukunft und die aktuelle nationale Situation.
 
In den Niederlanden finanziert die Regierung seit Jahren sogenannte Case Manager. Diese Personen vermitteln zwischen dem Betroffenen, seinem Umfeld und den Hilfs- und Pflegemöglichkeiten, während bei uns die Menschen oft auf sich allein gestellt sind. Ein ähnliches Pilotprojekt läuft derzeit in der Region Waasland. Der Vorsitzende der Alzheimer-Liga in Flandern erklärt, dass die Ergebnisse in Bezug auf Unterstützung und Hilfe für pflegende Angehörige positiv sind. Man wisse aber bereits, dass es aufgrund des fehlenden Budgets nicht möglich ist, dieses Projekt in größerem Umfang zu wiederholen.
 
Dazu unsere Fragen:
1. Das Thema Demenz erfordert eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Regierungsebenen in Belgien. Die WPZS unterstehen der DG, die Gesundheit untersteht dem Föderalstaat. Welche Strategien gibt es für die Zusammenarbeit zwischen der DG und den anderen politischen Ebenen, um eine gesundheitliche Katastrophe für unsere künftigen Senioren zu vermeiden?
2. Können Sie bitte einen Vergleich zwischen der Demenzstrategie in Flandern und der in der DG ziehen?
 
 
Antwort von Antonios Antoniadis (SP), Minister für Gesundheit und Soziales:
 
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft gibt es bereits mit der Dienststelle für Selbstbestimmtes Leben (DSL) einen Dienst, der das Case Management für alle Menschen mit Unterstützungsbedarf anbietet. Das gilt auch für Menschen mit demenzieller Veränderung und ihre Angehörigen. 
Der Umgang mit dem Thema Demenz bleibt eine große Herausforderung. Doch ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt, welche Ursachen die Entstehung von Demenz hat. 
 
Es wurden mehrere Risikofaktoren identifiziert. Sie haben mit der Ernährung, Bewegungsmangel und einer unbehandelten Schwerhörigkeit zu tun. Aber auch Bluthochdruck, das Rauchverhalten, der Konsum von Alkohol, Depressionen und viele weitere Risikofaktoren werden genannt. 
 
Umso wichtiger ist es, dass weiter in Präventionsangebote und in die Forschung investiert wird. Wenn Sie mich nach der Zusammenarbeit mit Flandern fragen, dann kann ich Ihnen antworten, dass unsere Demenzstrategie vom flämischen Expertisezentrum für Demenz gelesen und kommentiert wurde. Wir haben also vom Know-How der Kollegen profitiert. Deshalb gibt es auch sehr viele Parallelen zwischen den beiden Demenzstrategien. Die Handlungsfelder sind größtenteils identisch. 
 
In drei Minuten kann ich aber nicht die beiden Strategien hier erörtern.
 
Ich schlage vor, dass sich der Ausschuss IV in der nächsten Legislaturperiode intensiv mit diesem Thema beschäftigen sollte. Es besteht Aufklärungsbedarf, um besser zwischen den verschiedenen Situationen und den Bedürfnissen der Betroffenen unterscheiden zu können. Allzu oft wird ein Bild von demenzieller Veränderung gezeichnet, was sehr eindimensional ist und auf Krankheit und Abhängigkeit reduziert wird. Das wird zum Beispiel im von Ihnen zitierten Artikel deutlich. 
 
Ich glaube, dass wir in Ostbelgien weiterhin auf Sensibilisierung, Entlastungsangebote und Weiterbildungen zum Thema Demenz setzen sollten. Sowohl die Dienste der häuslichen Hilfe als auch die WPZS können jährlich an Weiterbildungen zu diesem Thema teilnehmen. Unsere und auch die föderale Gesetzgebung sehen verpflichtende Weiterbildungstage vor. 
 
Es gibt in der Deutschsprachigen Gemeinschaft niederschwellige Angebote im Bereich Demenz. Es gibt Gesprächs- und Info-Gruppen. Es gibt mehrere Projekte für Seniorendorfhäuser. 
Wir brauchen einen Ausbau der Tagesbetreuung und Tagespflege. Diesbezüglich befinden wir uns im Gespräch mit interessierten Trägern. Einige WPZS verfügen über gesicherte Wohnbereiche. Langfristig müssen alle WPZS über einen entsprechenden Bereich verfügen. 
Mit den neuen Mindestpersonalnormen in den WPZS wird den Trägern ermöglicht, sich flexibel zu entwickeln. 
 
In den WPZS kann zusätzliches Personal beschäftigt sein, welches eine Funktion und eine Qualifikation nach Wahl des Arbeitsgebers aufweist und zu seinem Hauskonzept passt. 
 
Das Wohn- und Pflegezentrum, das sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Demenz auseinandersetzen möchte, kann dies tun. Zusätzlich wurden auch Referenten für Demenz vorgesehen.
 
 
 
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