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Fragen und Antworten

Mündliche Frage Nr. 1673

17. April 2024 – Frage von I. Voss-Werding an Minister Antoniadis zur Seniorenarmut

Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die sozialen Beziehungen der Senioren, die in der DG in prekären Situationen leben, zu unterstützen, zu fördern und aufrechtzuerhalten?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Inga Voss-Werding (Ecolo):
 
In einer aktuellen Studie der CKK über das Gesundheitsprofil unserer Seniorinnen und Senioren lesen wir, dass sich laut Bevölkerungsprognosen die Zahl der 80-Jährigen und Älteren bis 2050 verdoppeln wird. Alle sind sich einig, dass eine der größten Herausforderungen, denen wir uns in den kommenden Jahren stellen müssen, die Alterung der Bevölkerung sein wird. Diese Entwicklung stellt unser Rentensystem auf eine harte Probe und verändert die Beziehungen zwischen den Generationen. Ein weiterer Bereich, in dem sich diese Entwicklung bemerkbar macht, sind das Gesundheitssystem und die Pflege dieser älteren Menschen. In ihrer Studie erklärt die CKK, dass es wichtig ist, an verschiedenen Ansätzen zu arbeiten: Einige können zu Hause bleiben und finden die nötige formelle oder informelle Pflege, andere müssen ins Krankenhaus, andere leben in Wohngemeinschaften oder in generationsübergreifenden Wohnformen. Diese Versorgung ist von entscheidender Bedeutung. 
Bei der Messung der Lebensqualität am Lebensende wird es darauf ankommen, inwieweit diese Entscheidungen völlig freiwillig getroffen werden oder durch äußere Zwänge wie fehlende Infrastruktur, Mangel an Pflegepersonal, Isolation oder finanzielle Unsicherheit erzwungen werden. Die Studie zeigt auch, wie wichtig soziale Bindungen für das Wohlbefinden älterer Menschen sind. Bei den Senioren, die Anspruch auf das EKE-Statut haben, wird deutlich, dass das soziale Umfeld eine große Rolle spielt. Armut und Einsamkeit würden viele Senioren in einen Teufelskreis treiben. Tatsache sei, dass Einsamkeit gerade im Alter meist auch Menschen betreffe, die aus finanziell schwachen Verhältnissen kommen oder in solchen leben. Sie hätten auch schlechteren Zugang zu medizinischer Versorgung. Es ist also deutlich, dass Gesundheit und soziale Beziehungen zusammengehören, vor allem für die Ärmsten der Gesellschaft. 
 
Dazu unsere Fragen: 
1. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die sozialen Beziehungen der Senioren, die in der DG in prekären Situationen leben, zu unterstützen, zu fördern und aufrechtzuerhalten?
2. Welche Möglichkeiten gibt es, damit Menschen Senioren bei sich zu Hause aufnehmen können, ohne dass der Gastgeber dadurch Einkommenseinbußen erleidet, z. B. beim Eingliederungseinkommen oder Arbeitslosengeld?
 
 
Antwort von Antonios Antoniadis (SP), Minister für Gesundheit und Soziales:
 
Im Seniorenbereich werden niederschwellige Angebote mit dem Dekret vom 13. Dezember 2018 über die Angebote für Senioren und Personen mit Unterstützungsbedarf sowie über die Palliativpflege ermöglicht. 
 
Über das Dekret ist es möglich, in den Genuss einer Anerkennung oder auch Finanzierung seitens der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu erhalten. Niederschwellige Angebote wie beispielsweise die Stundenblume oder der Josephine Koch Service werden so finanziell durch die DG unterstützt. Beides sind Projekte, die die Nachbarschaftshilfe fördern.
 
Darüber hinaus wurden mit dem Erlass die Angebote der Tagespflege, Tagesbetreuung sowie die Seniorendorfhäuser und des Mittendrin in Eupen geregelt. Es gibt Mittagstische und Dorfhäuser. 
 
Es gibt Seniorengruppen und Angebote der Erwachsenenbildung, die allesamt soziale Preise haben. Auch das sind Angebote, die die Senioren in ihrem direkten Lebensraum ansprechen. Auch die sozialen Treffpunkte arbeiten mit diesen Menschen.
 
Im kulturellen Bereich und im Sport gibt es zahlreiche niederschwellige Angebote, die wohnortsnah stattfinden. Der Aufruf, sich ehrenamtlich zu betätigen, schafft ebenfalls Abhilfe gegen Vereinsamung. Ob die Betroffenen die Angebote wahrnehmen oder nicht, steht ihnen frei. 
 
Die verschiedenen Dienstleister sind angehalten, über die Angebote in der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu informieren und zu orientieren. 
Zum Glück ist die Situation in einer ländlich geprägten Region wie Ostbelgien nicht mit den Verhältnissen in den urbanen Räumen vergleichbar. Hier gibt es wenig Anonymität und mehr Solidarität zwischen den Menschen. Was keinesfalls bedeutet, dass die Einsamkeit hier unbekannt ist.
 
Eine Möglichkeit gegen die Einsamkeit vorzugehen, ist das Wohnen in alternativen Wohnformen. Hier gibt es bereits erste Initiativen, aber es besteht viel Nachholbedarf. Wir werden in der nächsten Legislaturperiode den Fokus wieder verstärkt darauflegen, für das gemeinschaftliche Wohnen zu werben.
 
Insofern Sozialleistungen in einem Haushalt gezahlt werden, ist die Aufnahme von Senioren als Mitbewohner insofern problematisch, dass die Einkommen der Bewohner zusammengerechnet werden. Das kann zu Einkommensverlusten führen. 
Deshalb sollte man sich vorher über die Bedingungen informieren.
 
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