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Fragen und Antworten

Mündliche Frage Nr. 1657

16. April 2024 – Frage von C. Kraft an Ministerin Weykmans zur Selbstzensur bei professionellem Kulturträger Chudoscnik Sunergia VoG

Können Sie als Ministerin ausschließen, dass weitere KünstlerInnen in der DG aus ähnlichen Gründen Absagen erhalten haben?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Colin Kraft (CSP): 
 
Das Grenzecho veröffentlichte 23. März 2024 einen Leserbrief des Eupener Autors Jean-Pierre Leffin. Er berichtet darüber, auf welcher Art und Weise sein neues Buch „Lausbuben“ von Chudosnik Sunergia für das Event „Seitenstraße“ abgelehnt wurde. 
 
Herr Leffin verwies auf eine Antwort-Mail des professionellen Kulturträgers, die mir als Abgeordneter ebenfalls vorliegt. Diese Ablehnung seines neuen Buches wurde nicht mit mangelnder Qualität begründet. Vielmehr lehnte die Chudoscnik Sunergia VoG das Buch von Herrn Leffin mit folgendem Zitat ab: 
 
„[…] Leider mussten wir feststellen, dass es für uns als Chudoscnik Sunergia schwierig ist Ihren Text auf der Seitenstraße zu präsentieren. Nicht weil wir es persönlich ablehnen, sondern weil wir uns auf dünnem Eis bewegen, da Sie Eupener sind, der Text (wenn auch fiktiv) in Ostbelgien spielt und ein politisches Thema behandelt wird. Da wir staatlich gefördert sind, müssen wir schon ein wenig aufpassen bei der Auswahl der vorgelesenen Texte.[…]“
 
An dieser Stelle soll erwähnt sein, dass es sowohl dem Autor als auch mir als Fragesteller nicht um die Ablehnung an sich geht. Es geht mehr um die Art der Begründung, die gefährliche Tendenzen offenlegt, die man politisch nicht so stehen lassen kann. Denn: Die Freiheit der Kunst ist ein Grundpfeiler einer jeden demokratischen Gesellschaft und essentiell für die Entfaltung individueller sowie kollektiver kreativer Kräfte. Kunst und Literatur sollten niemals dazu gezwungen sein, sich selbst zu zensieren, aus Furcht vor dem Verlust finanzieller Unterstützung oder aufgrund politischer und gesellschaftlicher Sensibilitäten.
 
Hierzu stelle ich folgende Fragen: 
1. Wie stehen Sie als Ministerin für Kultur zu dem geschilderten Sachverhalt? 
2. Können Sie als Ministerin ausschließen, dass weitere KünstlerInnen in der DG aus ähnlichen Gründen Absagen erhalten haben? 
3. Wie kann die Regierung der DG garantieren, dass solche Vorfälle nicht zu einer Kultur der Selbstzensur führen, weil sie befürchten, gegen unsichtbare Linien der Akzeptanz zu verstoßen?
 
 
Antwort von Isabelle Weykmans (PFF), Ministerin für Kultur, Beschäftigung, Wirtschaftsförderung und ländliche Entwicklung:
 
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,  
Werte Kolleginnen und Kollegen, 
 
zunächst möchte ich auf die Stellungnahme der Geschäftsleiter René Janssen und Cécile Peters zu dieser Thematik hinweisen. Diese wurde am 30.03. dieses Jahres in einem Grenz-Echo-Artikel veröffentlicht. Man hat sich in diesem Artikel von der Aussage, dass man aufpassen müsse bei der Auswahl der vorgelesenen Texte, da man staatlich gefördert sei, klar distanziert. Die Verantwortlichen haben sich, laut eigener Aussage „komplett falsch ausgedrückt und die falschen Worte gewählt“. Die eigentliche Begründung für die Absage bestand darin, dass die ‚Seitenstraße‘ nicht den richtigen Rahmen biete für einen solchen Text. Man müsse sich mit ihm näher auseinandersetzen und darüber austauschen, was in diesem Format nicht möglich sei. 
Man hat in dieser Stellungnahme auch darüber informiert, dass man zu 100% unabhängig sei und dass sich auch aus der Politik niemand inhaltlich einmischen würde. Dies sei in den letzten 30 Jahren nicht vorgekommen, „vor allem nicht von Seiten der Deutschsprachigen Gemeinschaft“, wie es René Janssen betont. 
 
Die Unabhängigkeit der Kulturschaffenden ist die Grundlage für die vielschichtige Entwicklung der Kulturlandschaft in der DG. Ich möchte betonen, dass die Kunstfreiheit ein grundlegendes Element unserer liberalen demokratischen Gesellschaft ist, da sie die freie Meinungsäußerung und kreative Entfaltung der Bürgerinnen und Bürger ermöglicht. Ohne Kunstfreiheit wäre die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen eingeschränkt und die Meinungsfreiheit gefährdet. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Kunstfreiheit zu schützen und zu fördern, um eine lebendige und offene demokratische Kultur zu erhalten.
 
Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, einen optimalen Rahmen für alle Kultur- und Kunstschaffenden in der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu bieten. All die in diesem Bereich tätigen Personen sollen sich durch ihre Kunst frei äußern können. Dies gilt für jeden, der im kulturellen und künstlerischen Bereich tätig ist - von Anbietern, über Produzenten hin zu Projektträgern. Das haben wir mit dem Kulturdekret von 2013 geschafft.  Somit kann ich ausschließen, dass weitere KünstlerInnen in der DG aus ähnlichen Gründen, da diese unbegründet sind, Absagen erhalten haben; selbst unbegründet sind mir keine Fälle bekannt.
 
 
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