Druck Kopfbild

Fragen und Antworten

Mündliche Frage Nr. 1632

13. März 2024 – Frage von I. Voss-Werding an Minister Antoniadis zum Alkoholismus bei Frauen

Welche Hilfs- und Unterstützungseinrichtungen gibt es für diese Frauen aus der DG?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Inga Voss-Werding (Ecolo):
 
In Europa haben Schätzungen zufolge 13 Millionen Frauen ein Alkoholproblem. 55 000 von ihnen sterben jährlich daran. Das Thema findet heute allmählich Eingang in die Medien und ermöglicht es, die Besonderheiten der Alkoholabhängigkeit bei Frauen zu beleuchten. Laut der Psychiaterin Fatma Bouvet gibt es Faktoren, die Alkoholismus bei Frauen begünstigen und auslösen können, wie zum Beispiel eine Vergewaltigung, die das Risiko, dem Alkohol zu verfallen, um das 36-fache erhöht.
Die Erwartungen, die unsere Gesellschaft an Frauen stellt, sind nach wie vor zahlreich und hoch: die gute Ehefrau, die gute Mutter, die gute Berufstätige, die gute Hausfrau, die Gutaussehende, die gute Freundin,... hat oftmals auch mit sich selbst wenig Mitgefühl.
Die Alkoholabhängigkeit von Frauen wird in der Gesellschaft stark unterschätzt. Traditionelle Werte, die mit Mutterschaft und Weiblichkeit verbunden sind, lassen sich zum Teil nur schwer mit Alkoholkonsum in Verbindung bringen. Aus Schuldgefühlen verheimlichen Frauen ihren Alkoholkonsum oft, indem sie alleine trinken. Diese Isolation macht es schwierig, sie zu erreichen. Ein beunruhigendes Phänomen, das Frauen unabhängig von ihrem sozialen und beruflichen Hintergrund betrifft.
 
Ein Großteil der Alkoholikerinnen konsumiert, um sich zu betäuben, abzuschalten, gegen Schmerzen und gegen den Druck, vermeintlich immer funktionieren zu müssen. Das schlechte soziale Image einer alkoholabhängigen Frau wird noch verstärkt, wenn sie Mutter ist, da sie in dieser Rolle sozial sichtbar ist und ihre Scham- und Schuldgefühle durch das Bedürfnis, ihr Problem zu verbergen, noch verstärkt werden. Vor allem bei alleinerziehenden Müttern hat der riskante Alkoholkonsum während der Pandemie drastisch zugenommen.
 
Dazu unsere Fragen: 
1. Welche Hilfs- und Unterstützungseinrichtungen gibt es für diese Frauen aus der DG?
2. Wenn wir wissen, dass Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind, ein 36-fach höheres Risiko laufen, alkoholabhängig zu werden, welche Möglichkeiten hat dann die DG, diesen Frauen zu helfen, um Suchtprobleme zu vermeiden?
 
 
Antwort von Antonios Antoniadis (SP), Minister für Gesundheit und Soziales:
 
Die erste Anlaufstelle in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist die ASL, die Arbeitsgemeinschaft für Suchtvorbeugung und Lebensbewältigung, mit einer niederschwelligen Beratung. Natürlich ist Vorbeugen besser als heilen. 
 
Deshalb gibt es verschiedene Präventionsmaßnahmen, die sich an die Bürger im Allgemeinen (wie die "Heute nicht“ Kampagne), aber auch speziell an Frauen richten. So bietet die ASL zum Beispiel regelmäßig Vorträge beim Landfrauenverband. 
 
Um auf Ihre zweite Frage zu antworten, haben wir Prisma angeschrieben, da Prisma die erste Anlaufstelle für Gewalt gegen Frauen ist. Die Mitarbeiter von Prisma sind der Meinung, dass es viele Auslöser für eine Sucht gibt. 
 
Auch wenn Prisma weder Suchtprävention noch Suchtberatung betreibt, kann der Dienst Hilfestellung für weibliche Opfer häuslicher und/oder sexueller Gewalt anbieten. Prisma orientiert in diesen Fällen weiter zu spezialisierten Diensten. Sowohl im Inland als auch in Deutschland sind frauenspezifische Angebote für die Begleitung bei einer Alkoholsucht sehr selten.  Die Therapieansätze ähneln die der Männer. 
 
Bevor eine intensive Begleitung durch Prisma im Fall von Gewalt erfolgen kann, muss aber die Sucht behandelt werden. Bei einer stoffgebundenen Sucht, und dazu gehört die Alkoholsucht, ist ein Aufenthalt im Frauenfluchthaus zum Beispiel je nach Ausmaß der Erkrankung nicht möglich. In diesen Fällen muss zuerst eine Therapie stattfinden. 
 
Dies wird individuell und in Absprache mit der Betroffenen abgestimmt.
 
Zurück Drucken Teilen