Druck Kopfbild

Fragen und Antworten

Schriftliche Frage Nr. 413

4. März 2024 – Frage von G. Freches an Frau Ministerin Weykmans zu den laufenden Maßnahmen zur Fachkräftesicherung

Welche Aktionen und Initiativen wurden in den vergangenen Jahren zur Fachkräftesicherung unternommen?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 

Frage von Gregor Freches (PFF) vom 24. Januar 2024:

Die nun zu Ende gehende Legislatur war von zahlreichen Krisen geprägt. 
Daneben hatten aber auch einige interne Themen einen ganz besonderen Stellewert. 
Ein Thema, das uns in den vergangenen Jahren beschäftigt hat – und sicher weiter beschäftigen wird – ist der Fachkräftemangel. 
In dem REK-Projekt „Fachkräftebündnis Ostbelgien“ werden zahlreiche Aktionen zur Fachkräftesicherung festgehalten. 
Darüber hinaus zielte das Projekt darauf ab, die Zusammenarbeit der hiesigen Akteure aus den Bereichen Ausbildung, Wirtschaft, Arbeitsmarktpolitik und Standortmarketing zu festigen. 
Ein wichtiger Aspekt des Projekts sieht die Bestandsaufnahme von laufenden Maßnahmen zur Fachkräftesicherung vor, sowie die Evaluation der Bündnisarbeit. 

Meine Frage an Sie, werte Frau Ministerin, lauten wie folgt: 
• Welche Aktionen und Initiativen wurden in den vergangenen Jahren zur Fachkräftesicherung unternommen? 
• Wie bewerten Sie die Arbeit des Fachkräftebündnisses? 
• Auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen; 
1. Welche besonderen Erkenntnisse können Sie aus der bisherigen Arbeit gewinnen? 
2. Wo sehen Sie zukünftig besonderen Handlungsbedarf? 
3. Wie bewerten Sie die Rolle von Politik, öffentlicher Hand und Wirtschaft? 


Antwort von Isabelle Weykmans (PFF), Ministerin für Kultur, Beschäftigung, Wirtschaftsförderung und ländliche Entwicklung:

In den letzten Jahren hat die Deutschsprachige Gemeinschaft rund 200 Maßnahmen initiiert, die im weitesten Sinne zur Fachkräftesicherung beitragen. 
Die Maßnahmen und Aktionen sind sehr breit gefächert. So bilden wir mehr aus und bieten dabei neue Formate für besondere Zielgruppen an, wie zum Beispiel die Teilqualifizierungen. 
Wir haben erstmals einen Rahmen für außerschulische Praktika geschaffen und gleichzeitig die schulischen Praktika gefördert. 
Mit dem Job- und Bewerberportal des Arbeitsamtes haben wir ein modernes Matching- Instrument geschaffen. So kommen junge und ältere Talente mit unseren Arbeitgebern zusammen. Zudem begleiten wir jeden Arbeitsuchenden auf seinem Weg ins Berufsleben, unabhängig davon, ob er Anrecht auf ein Ersatzeinkommen hat oder nicht. Jede unbeschäftigte oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Person, die zurück ins Arbeitsleben möchte, bekommt ein Angebot, das auf ihre Situation und ihren Bedarf angepasst ist. 
Wir zahlen ein Stipendium, um Jugendliche an hiesige Fachkräfte zu binden. Wir haben Aktionen entwickelt, um besondere Berufe zu bewerben, wie zum Beispiel den Pflegeberuf. Mangelberufe wurden aufgewertet, zum Beispiel in der Kinderbetreuung, im Gesundheitssektor oder in den Schulen.

Wir bewerben Ostbelgien als attraktive Lebens- und Arbeitsregion, und sorgen dafür, dass sie es wirklich ist. Wir beraten externe Fachkräfte und fördern die Vernetzung von Hochschulen mit unseren Betrieben. 
Die Liste unserer Maßnahmen ist sehr lang. Sie ist dieser Antwort als Excel-Anlage beige-fügt. 
Das Fachkräftebündnis versteht sich in erster Linie als Austauschplattform. Hier werden Erwartungen und Erfahrungen ausgetauscht. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen berichten über interessante Aktionen und nennen die Probleme beim Namen. Dort entstehen Ideen. Akteure können sich hier zu gemeinsamen Aktionen zusammenschließen. Einige der genannten 200 Aktionen hätte es ohne das Fachkräftebündnis nicht gegeben. Das Fachkräftebündnis ist ein Begegnungsort zwischen ostbelgischer Wirtschaft, der öffentlichen Dienste und der Zivilgesellschaft und kann als Forum für die ostbelgische Fachkräftediskussion angesehen werden. 
Das ist wertvoll. Politik kann und sollte solche Orte des Austauschs ermöglichen und fördern. 
Kernaufgaben der öffentlichen Hand sind in meinen Augen aber vor allem die Berufsorientierung, die Aus- uns Weiterbildung und die Arbeitsmarktpolitik. 
Unsere Rolle ist es, die Rahmenbedingen so zu gestalten, dass eine Region und ihre Akteure nicht nur funktionieren, sondern auch reaktiv und innovativ sein können. 
Ja, wir können Unternehmen bei ihrer Bewerbersuche unterstützen, aber anwerben müssen sie ihre Fachkräfte selbst. 
Dennoch brauchen wir die Arbeitgeber im Fachkräftebündnis, um neue Bündnisaktionen zu gestalten. Daher lautet die erste Erkenntnis aus der bisherigen Arbeit, dass wir die Arbeit-geber stärker ins Fachkräftebündnis einbinden sollten. Dies ist gleichzeitig ein Appell an die Arbeitgeber. Die Türen stehen offen. 
Die zweite Erkenntnis lautet, dass wir uns auf unsere Kleinheit besinnen sollten. Wir haben verstanden, dass es im Kampf um Fachkräfte nicht ausreicht, eine schöne Region zu sein, in der es sich gut leben lässt. Wir haben verstanden, dass wir uns nicht mit Metropolen vergleichen können. Wir brauchen eigene Lösungen. 
Unsere Kleinheit ist unsere DNA. In Ostbelgien kennt jeder jeden, und die Wege sind kurz. So heißt es zumindest, aber leider gibt es dazu auch Ausnahmen! Das erkennen wir am Beispiel zugezogener Fachkräfte, denen es oft schwerfällt, sich hier zurecht zu finden. 
Zukünftig sollten wir die Trümpfe unserer Kleinheit besser ausspielen. 
Wir können zum Beispiel angestammte Bewohner mit Zugezogenen in Kontakt bringen. Damit auch der Zugezogene bald jeden kennt. Und wir können die Kontakte der zugezogenen Fachkräfte nutzen, um weitere anzulocken. 
Wir schaffen kurze Wege, wenn wir öffentliche Dienstleistungen modernisieren und konsequent auf einfache Regeln und Strukturen setzen. Wir bringen zusammen, was zusammen-gehört und lassen weg, was keiner braucht. Denn eine Region, in der die Dinge wirklich einfach sind, wäre ein echter Wettbewerbsvorteil in der Fachkräfteakquise. 
Zusammenfassend wünsche ich mir zwei Dinge für die zukünftige Arbeit des Fachkräfte-bündnisses: Die stärkere Beteiligung von Unternehmen und mehr unkonventionelle und einfache Lösungen gegen den Fachkräftemangel.

Zurück Drucken Teilen