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Fragen und Antworten

Mündliche Frage Nr. 1619

22. Februar 2024 – Frage von S. Pauels an Ministerin KLINKENBERG zu KI-basierten Lernmethoden im Kontext der Bildungsvision 2040

Wie bewertet die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft die Integration von KI-gestützten Programmen in den Schulunterricht?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Stephanie Pauels (CSP):
 
Dem GrenzEcho konnte zu Wochenbeginn entnommen werden, dass die Empfehlungen der flämischen Schülervertretung aktuell in Flandern für Diskussionen sorgen. Basierend auf einer Umfrage unter etwa 11.000 flämischen Schüler:Innen und Fokusgruppengesprächen an vier Schulen richtet die Schülervertretung nun ihre Empfehlungen an die Politik. 
 
Unter den 18 Empfehlungen ist auch der klare Apell an Bildungsminister Ben Weyts Programme, die auf Künstlicher Intelligenz basieren als Hilfsmittel in den Schulunterricht zu integrieren. Vor dem Hintergrund der rapiden technologischen Entwicklungen und der sich wandelnden Ansprüche der modernen Arbeitswelt eine Diskussion, die ich auch für Ostbelgien und die Bildungsvision 2040 führen möchte. 
 
Daher meine Fragen: 
1. Wie bewertet die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft die Integration von KI-gestützten Programmen in den Schulunterricht? 
2. Welche Rolle spielt die Integration von KI-basierten Lernmethoden in der Bildungsvision 2040? 
3. Welche Maßnahmen plant die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, um den Schulalltag an die durch KI-Applikationen neu gegebenen Realitäten anzupassen? 
 
 
Antwort von Lydia Klinkenberg (ProDG), Ministerin für Unterricht, Ausbildung, Kinderbetreuung und Erwachsenenbildung:
 
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
 
künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen (ML) beeinflussen in unserer zunehmend vernetzten Welt schon heute das Leben eines jeden und werden im Rahmen der Digitalisierung auch in den nächsten Jahrzehnten von zentraler Bedeutung sein. Diese Entwicklung macht bekanntlich auch nicht vor den ostbelgischen Schulen halt. Deshalb ist es wichtig, faktenbasiertes Wissen in diesem Bereich aufzubauen. 
 
Die ostbelgischen Schülerinnen und Schüler von heute sind die Entscheidungsträger unserer Gemeinschaft von morgen. In ihrer Zukunft werden ML und KI eine noch größere Rolle spielen, deshalb ist eine frühe Auseinandersetzung mit dem Thema umso bedeutender. Diese sollte sowohl technisch-wissenschaftliche als auch ethische und soziale Aspekte einschließen. Es geht um eine Aufklärung über Fakten, Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz. Im Rahmen der Bildungsvision 2040 wird somit die Förderung digitaler Kompetenzen – einschließlich KI und ML –ebenfalls Beachtung finden.
 
Die Fachberatung Medien an der Autonomen Hochschule in Ostbelgien hat hierzu sowohl Weiterbildungen zum Thema KI/ChatGPT bereits durchgeführt als auch Materialien zum Thema KI/ChatGPT auf ihrer Internetseite angeboten. Die Weiterbildungen zum Thema KI konnten und können bei der Fachberatung Medien angefragt werden. Es gab bisher 11 Weiterbildungen am Robert-Schuman-Institut Eupen, 4 Weiterbildungen am Königlichen Athenäum St. Vith und 1 interne Weiterbildung an der AHS in Eupen. Darüber hinaus wurde auch eine schulübergreifende Weiterbildung, die über den Weiterbildungskatalog der AHS gebucht werden konnte, durchgeführt. Des Weiteren können ostbelgische Schulen jederzeit Anfragen zu Weiterbildungen im Bereich von KI/ChatGPT an die Fachberatung Medien an der AHS stellen. Die Weiterbildungen finden dann in den Schulen statt.
 
Durch diese Angebote und Materialien sollen ostbelgische Schulen im Bereich der KI sensibilisiert und fit gemacht werden für die Zukunft, die ohne KI nicht mehr denkbar ist. 
 
Der Umgang mit KI ist an ostbelgischen Schulen schulintern zu regeln. Hier sollte es keine einheitliche Richtlinie geben. Durch das Weiterbildungsangebot und die zur Verfügung gestellten Materialien sollen die Schulleitungen und die Middle-Manager vielmehr befähigt werden, ein schulinternes Konzept zu erarbeiten und umzusetzen. Unterstützung erhalten sie dabei von der Fachberatung Medien an der AHS. 
 
Folgende Grundsätze gilt es hier zu berücksichtigen:
KI/ChatGPT wird bereits von vielen ostbelgischen Schülerinnen und Schülern genutzt. Zudem ist davon auszugehen, dass sich nicht nur ChatGPT selbst weiterentwickelt, sondern auch weitere ähnliche Tools entstehen werden. Umso wichtiger ist es, sich bereits jetzt mit den Chancen und Risiken solcher Programme auseinanderzusetzen.
Ein Verbot solcher Programme ist wenig sinnvoll, denn dieses nimmt die Möglichkeit, sich mit dem Thema aktiv auseinanderzusetzen. Es gibt zwar Programme, die daran arbeiten, KI-generierte Texte (ähnlich wie Plagiate) zu erkennen, doch auch diese können umgangen werden. Lehrende werden also vermutlich nie mit 100-prozentiger Sicherheit sagen können, ob Ihre Schülerinnen und Schüler für die Hausaufgaben eine KI zurate gezogen haben. Hier gilt es den Lernprozess neu zu denken.
Sowohl Lehrende als auch Lernende sollten gemeinsam die Möglichkeiten und Grenzen solcher Anwendungen erkunden. Gerade in der jetzigen Phase ist es wichtig, Regeln zum Umgang mit gefundenen Informationen und zur Integration solcher Programme in den Schulalltag zu integrieren.
 
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
 
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