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Fragen und Antworten

Mündliche Frage Nr. 1614

22. Februar 2024 – Frage von A. Mertes an Ministerin KLINKENBERG zum Portfolio-Konzept des ZKB

Welchen konkreten Mehrwert sehen Sie im Portfolio für Kinder, Eltern und Tagesmütter, insbesondere vor dem Hintergrund der geäußerten Kritik und Skepsis der Tagesmütter?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Alain Mertes (Vivant):
 
Seit 2022 gibt es beim RZKB (jetzt ZKB) ein neues Konzept: das Portfolio. In diesem dokumentiert die Tagesmutter die Entwicklungsschritte der betreuten Kinder in Bereichen wie Sozialverhalten, Ernährung, Schlafgewohnheiten und mehr. Trotz des vermeintlich positiven Charakters dieser Initiative herrscht unter vielen Tagesmüttern Unmut. Die Einführung des Portfolios hat zu einem Anstieg der Bürokratie geführt, und zahlreiche Tagesmütter äußern ihre Unzufriedenheit über diese zusätzliche administrative Belastung. Besonders problematisch erscheint dies, da weder die Tagesmütter noch die Eltern den klaren Nutzen des Portfolios erkennen können und die Zeit lieber sinnvoll in die direkte Kinderbetreuung investieren würden. Tatsächlich tauschen sich die Tagesmütter regelmäßig mit den Eltern aus und erfassen auch ohne ein solches Portfolio die Entwicklungsschritte ihrer Schützlinge.
 
In diesem Zusammenhang richten sich unsere Fragen an Ministerin Klinkenberg wie folgt:
1. Welchen konkreten Mehrwert sehen Sie im Portfolio für Kinder, Eltern und Tagesmütter, insbesondere vor dem Hintergrund der geäußerten Kritik und Skepsis der Tagesmütter?
2. In Anbetracht der erhöhten Bürokratie äußerten viele Tagesmütter Bedenken. Planen Sie, die administrative Belastung der Tagesmütter zu verringern, damit den Tagesmüttern so viel Zeit wie möglich für die Betreuung der ihnen anvertrauten Kinder zur Verfügung seht?
3. Haben Sie als zuständige Ministerin die Möglichkeit, den politischen Willen vorausgesetzt, dieses Portfolio wieder abzuschaffen?
 
 
Antwort von Lydia Klinkenberg (ProDG), Ministerin für Unterricht, Ausbildung, Kinderbetreuung und Erwachsenenbildung:
 
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
 
 
um dem Auftrag der Sicherung von pädagogischer Qualität bestmöglich gerecht zu werden, benötigt ein Dienst nicht nur ein Prüfverfahren vor der Aufnahme der Arbeit, ein Konzept und ein Angebot an Weiterbildungen für sein Personal, er muss auch vorweisen können, wie diese Qualität im Alltag garantiert wird, da er sie verantwortet. Dazu muss sichtbar gemacht werden, inwieweit das pädagogische Konzept sich in der Gestaltung der Betreuung niederschlägt. Es gibt dazu national und international unterschiedliche Instrumente in Kinderkrippen und bei Tagespflegepersonen. 
 
Das ZKB hat sich für ein eigenes Portfolio als Instrument entschieden. 
 
Das Portfolio entspricht dem Standard in der Arbeit mit Kleinkindern, es ist ein integraler zusammenhängender Bestandteil der pädagogischen Arbeit mit dem Kind und der Zusammenarbeit mit den Eltern. Es soll keine bloße Sammlung von Fotos oder Kunstwerken der Kinder oder ein schriftlicher Bericht sein, sondern das Portfolio lebt von der gemeinsamen Reflexion. Einsicht in das Portfolio bekommen neben den betroffenen Eltern nur die begleitenden pädagogischen Fachberaterinnen des ZKB 
- vor Ort bei einem Hausbesuch -, wenn über die Entwicklung der Kinder und das Betreuungskonzept einer Tagesmutter ausgetauscht wird. 
 
Umgesetzt wurde die Konzeption und Implementierung von den pädagogischen Fachberaterinnen, die die Kinderbetreuerinnen in den Kinderkrippen, Co-Initiativen und Kinderbegleiterinnen in Heimarbeit bzw. die Tagesmütter in ihrer Arbeit beraten und begleiten. Es wurde kein fertiges Portfolio erworben, es wurde hingegen so gestaltet, dass es zum einen dem vom Verwaltungsrat verabschiedeten Leitbild des damaligen RZKB, als auch der Realität der Tagesmütter, Kinderkrippen und Außerschulischen Betreuungsstandorten entspricht. 
 
Dies soll auch garantieren, dass es ein „lebendiges“ Dokument bleiben kann, das sich im Laufe der Zeit logischerweise noch verändern und weiterentwickeln wird, stets mit dem Ziel, die Stärken der Kinder in den Blick zu nehmen und die Betreuung daran auszurichten, um ihnen einen guten Rahmen für ihre Entwicklung zu bieten. Im Prozess sind laut ZKB die Bemerkungen und Veränderungswünsche der Tagesmütter eingeflossen und in alle Weiterentwicklungen werden diese berücksichtigt.
 
Inzwischen erhält das ZKB nach eigener Aussage viele positive Rückmeldungen von Kinderbetreuerinnen und auch Eltern, die sehr dankbar für die Portfolio-Arbeit sind.
 
Der allgemeine Verwaltungsaufwand der Betreuerinnen und Betreuer hält sich in Grenzen, weil viele administrative Arbeiten, wie die Platzvergabe, der Abschluss der Betreuungsverträge mit den Familien, die Tarifberechnung und die Rechnungstellung, Informationen der Eltern bei ansteckenden Krankheiten im Standort, usw. vom Zentrum übernommen werden. Dies ermöglicht es den konventionierten Tagesmüttern und den Kinderbetreuerinnen in Heimarbeit, sich auf die unmittelbare Arbeit mit den Kindern zu konzentrieren. Darüber wurde vorgesehen, dass pro Arbeitstag eine halbe Stunde als Arbeitszeit vergütet wird für pädagogische Aufgaben, also z.B. die Portfolio-Arbeit, die gleichzeitig der Vor- und Nachbereitung der Betreuung dient, die persönliche Weiterbildung oder auch beispielweise für Elterngespräche.
 
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
 
 
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