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Fragen und Antworten

Mündlichen Fragen Nr. 1609, 1610 und 1611

22. Februar 2024 – Fragen von J. Huppertz, A. Mertes und K. Elsen an Ministerin KLINKENBERG zur außerschulischen Betreuung

Welches ursprüngliche Ziel sollte mit der kurzfristigen Versetzung aller 50 Mitarbeiter der AUBE erreicht werden?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Jolyn Huppertz (fraktionslos) zur außerschulischen Betreuung:
 
Nun treten weitere Unstimmigkeiten beim Zentrum für Kinderbetreuung (ZKB) auf. 
 
Am 29. Januar 2024 hat eine Betreuerin der Außerschulischen Betreuung sich auf Facebook mit folgenden Worten geäußert : “???? DG WAS TUST DU NUR ????
Am heutigen Tag sind 50 Kinderbetreuer/innen des ZKB und der gesamten deutschsprachigen Gemeinschaft zur Arbeit gegangen mit einem zerrissenen und blutenden Herzen. Und du bist das Schuld DG!!!
Endlich nach so viel Zeit und harter Arbeit konnten wir uns jetzt bald damit belohnen und uns darauf freuen, den Kindern eine schöne Jahresmappe herzustellen. Und dann kam am vergangenen Freitag für alle Betreuer/innen des ZKB die Hiobsbotschaft. Jeder Betreuer aus allen 26 Standorten der außerschulischen Betreuung wird von seinem Hauptbetreuungsplatz herausgerissen und in einen anderen Standort versetzt. Komplette funktionierende Teams hast du DG auseinander gerissen. Teams, die schon mehr als 6 Jahre miteinander arbeiten. 
Ich selbst habe vor 3 Jahren die außerschulische Betreuung in Rocherath alleine neu aufgebaut und zum Leben erweckt. Im gesamten bin ich 6 Jahre in Rocherath gewesen (in der alten und neuen Einrichtung des RZKB). Heute musste ich den ersten Kindern berichten, dass ab kommenden Montag ihre Lieblingsbetreuerin nicht mehr für sie da sein wird! DG in diese Auge hättest du heute blicken müssen! In diese kleinen Gesichter, in denen heute das Lachen verstummt ist, weil sie mit mir geweint haben. Mir ist heute das Herz und die Seele aus der Brust rausgerissen worden. WAS TUST DU NUR DG ??? 
Hast du kein Herz? Bist du wirklich so grausam und unmenschlich? Muss es immer das liebe Geld sein, dass selbst die Kleinsten unserer Gesellschaft dirigiert und beherrscht. Hast du nur den Hauch einer Ahnung was du angerichtet hast? Das ist mehr als nur eine Katastrophe, sondern das ist ein ganzes Inferno!!!
Die Betreuer/innen die mit dem Jahreswechsel noch geblieben sind beim ZKB, das ist der harte Kern und es sind alles Betreuer/innen mit Herz. Menschen, die sich mit so viel Mühe, Aufmerksamkeit und vor allem Liebe und Verständnis um die Kleinsten unserer Gesellschaft kümmern. Und das tun wir nicht immer um des lieben Geldes willen. Von wegen! Und jetzt nehmt ihr auch noch jedem Kind den Hauptbetreuer weg. Das kann und darf nicht wahr sein! Und im Juni hätte ihr auch noch alle ganz gerne unsere Wahlstimme. Das ist wohl ein Scherz?
DG TU WAS ! MACH DEN SCHADEN GUT DEN DU ANGERICHTET HAST !!!“
 
Der Facebook-Beitrag wurde innerhalb kürzester Zeit über 500 Mal geteilt, und die Diskussion in den sozialen Medien erreichte große Resonanz.
 
Einen Tag nach dem Facebook-Beitrag der Betreuerin gaben die zuständige Ministerin und der Ministerpräsident bekannt, dass es eine Lösung gibt und die Betroffene an ihrem Standort bleiben kann. Zwischenzeitlich hat der Geschäftsführer des ZKB die besagte Betreuerin kontaktiert und aufgefordert, dass sie ihren Status bei Facebook doch bitte aktualisieren soll, da die Standortwechsel und Stundenpläne geregelt sind. Dies hat sie dann auch gemacht und sich auch unter dem ursprünglichen Beitrag bei der Politik für schnelle und unkomplizierte Lösung bedankt.
Inzwischen erreichen mich Nachrichten von Betreuerinnen, die berichten, dass sie nicht an ihrem gewohnten Standort bleiben können und Kompromisse eingehen mussten. Dies führt zu verstärkter Kritik seitens der Betroffenen, die auf eine rasche Klärung und eine faire Lösung für alle Beteiligten gehofft haben.
 
Die Betroffenen hatten bei Vertragsunterzeichnung die Zusicherung erhalten, dass der Arbeitsort, die Arbeitsaufgaben, die Kollegen und die Vorgesetzten unverändert bleiben würden. Diese Zusage wird jedoch nicht eingehalten, was zu Unmut und Enttäuschung bei den Betreuerinnen und Betreuern geführt hat.
 
Meine Fragen: 
1. Wie konnte es zu den wiederholen Kommunikationspannen und Problemen im ZKB kommen? 
2. Welche Schritte werden unternommen, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, und wie das verlorene Vertrauen wiederhergestellt wird? 
 
 
Frage von Alain Mertes (Vivant) zur geplanten Versetzung von 50 AUBE-Mitarbeitern an 26 Standorten:
 
Das Zentrum für Kleinkindbetreuung (ZKB) sorgte Ende Januar wieder für Unruhe. Diesmal ging es um die Außerschulische Betreuung (AUBE). Hintergrund war die Tatsache, dass rund 50 Mitarbeiter aus 26 Standorten versetzt werden sollten. Als Begründung wurde einigen Mitarbeitern der AUBE seitens des ZKB eine Kostenreduzierung mitgeteilt. Diese Maßnahme stieß jedoch auf erheblichen Widerstand der Mitarbeiter. Vor allem die AUBE Mitarbeiter, die schon lange Jahre an ihren Standorten tätig waren, und über diesen Zeitraum gute Beziehungen zu Kindern und Eltern aufgebaut hatten, fühlten sich übergangen. 
Die Entscheidung, die von Seiten des ZKB getroffen wurde, führte zu einem öffentlichen Aufschrei, insbesondere in den sozialen Medien, der auf fehlende Empathie bei der Führung des ZKB hinweist und den Verdacht eines schlechten Management in dieser Einrichtung erhärtet.
 
Nachdem die Kritik einer Mitarbeiterin in den sozialen Meiden viral ging, folgte eine Reaktion von Ihnen, Frau Ministerin, sowie vom Ministerpräsidenten. Nach Gesprächen und einem Treffen mit den Verantwortlichen des ZKB wurde kurzfristig eine Lösung gefunden, die die besorgten Betreuerinnen und Betreuer beruhigt hat. Das ursprüngliche Vorhaben wurde zurück genommen und die Mitarbeiter dürfen an ihren bisherigen Standorten bleiben. Dennoch stellt sich die Frage nach der langfristigen Sicherstellung einer professionellen und empathischen Kinderbetreuung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.
 
Unsere Fragen an Sie lauten wie folgt:
1. Welches ursprüngliche Ziel sollte mit der kurzfristigen Versetzung aller 50 Mitarbeiter der AUBE erreicht werden?
2. Wer trägt die Verantwortung für das entstandene Chaos und das erneute Missmanagement seitens des ZKB?
3. Wie gedenken Sie, als zuständige Ministerin, solche Vorfälle von Missmanagement in der Zukunft zu verhindern und sicherzustellen, dass die Interessen der Kinder und Betreuer angemessen berücksichtigt werden?
 
 
Frage von Kathy Elsen (ProDG) zur außerschulischen Betreuung des ZKB:
 
Seit Januar 2024 existiert die neugegründete Einrichtung Öffentliches Interesses für Kinderbetreuung kurz ZKB genannt.
 
Anfang Februar wurde dann über eine Umstrukturierung berichtet, die das Personal der Außerschulischen Betreuung betrifft.
 
Die Personalmitglieder hatten im Dezember verschiedene Verträge angeboten bekommen und konnten nach Wunsch ihre Stundenkontingente aufstocken oder herabsetzen.  Durch diese Veränderungen der Stunden und der Umstrukturierung des Zentrums wurden auf Anregung der Gewerkschaften die Stundenpläne überarbeitet und Mitarbeiter in andere AUBE-Standorte versetzt, wodurch bestehende Teams aufgelöst wurden und Betreuerinnen die eine Bindung zu ihren Kindern aufgebaut hatten diese verlassen mussten.  Die Art und Weise wie dies kommuniziert wurde, ist scheinbar unglücklich von Seiten des ZKB’s geschehen.  Das Personal fühlte sich in Bezug auf dieser Entscheidung komplett außen vorgelassen.
 
Nun haben Sie Frau Ministerin in Zusammenarbeit mit dem ZKB interveniert und laut Zeitungsartikel wurde die Entscheidung rückgängig gemacht.
 
Diesbezüglich möchte ich Sie Frau Ministerin nun folgendes Fragen:
- Welche Schlussfolgerungen werden aus den Geschehnissen abgeleitet, um derartige Probleme in Zukunft zu vermeiden?
 
 
Antwort von Lydia Klinkenberg (ProDG), Ministerin für Unterricht, Ausbildung, Kinderbetreuung und Erwachsenenbildung:
 
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
 
seit dem 1. Januar 2024 hat das Zentrum der Deutschsprachigen Gemeinschaft für Kinderbetreuung (ZKB) auch die Aktivitäten des RZKB in der Außerschulischen Betreuung (AuBe) übernommen. Zu Beginn des Jahres konnte jeder Aube Betreuer sein Arbeitsregime frei wählen, denn die Deutschsprachige Gemeinschaft hatte im Rahmen der Vertragsangebote allen Personalmitgliedern der VoG RZKB die Möglichkeit eines Vollzeitvertrages unterbreitet.
 
Infolgedessen hat sich die Anzahl verfügbarer Arbeitsstunden je Standort deutlich verändert. Das ZKB war mit vielen neuen und verschiedenen Stundenplansituationen konfrontiert: Reduzierungen und Erhöhungen der Stunden, Laufbahnunterbrechungen, Elternurlaub, usw. Diese mussten in Einklang gebracht werden, um die Betreuung zu optimieren und Betreuungszeiten zu gewährleisten sowie Minusstunden bzw. Überstunden einzugrenzen. 
 
Nachdem im Monat Januar noch mit den alten Stundenplänen des RZKB gearbeitet wurde, wurde am 19. Januar 2024 ein neuer Entwurf für Stundenpläne für den Monat Februar an die Mitarbeiter verschickt. 
 
Aufgrund mehrerer Rückmeldungen seitens der Gewerkschaften in Bezug auf das Nicht-Erfüllen des gewählten Arbeitsregimes und der angeblich nicht ausreichenden Berücksichtigung standortspezifischer Besonderheiten (Essen, Weg zwischen AuBe und Schule, Betreuung auf mehreren Etagen, Inklusionsbedarf, usw.), hat das ZKB  in Reaktion und unter Hochdruck an neuen Stundenplänen gearbeitet. Dieser Entwurf wurde vorab seitens der zuständigen Fachberater mit den jeweiligen Betreuerinnen und Betreuern telefonisch besprochen.
 
Um auf die Forderungen eingehen zu können, konnten in diesem ersten Entwurf Standortwechsel von ungefähr 20 Betreuerinnen und Betreuern innerhalb der selben Gemeinde bzw. in eine Nachbargemeinde nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Folgende Aspekte wurden dabei berücksichtigt:
 
-die Konformität und Qualität der Betreuung;
-die Abdeckung des Betreuungsbedarfes am Standort;
-die Unterstützung zum Ausgleich standortsspezifischer Anforderungen;
-das Arbeitsregime der einzelnen Betreuerinnen und Betreuer;
-die Mobilitätsmöglichkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter;
-Standorte, an denen die Kinder der Betreuerinnen und Betreuer beschult werden.
 
Das heißt: Erst durch die Intervention der Gewerkschaftsdelegierten kam es überhaupt zu Standortwechseln.
 
Des Weiteren sahen die ursprünglichen Februar-Stundenpläne vor, dass in jedem Standort eine Vollzeitkraft als stabilisierende Bezugsperson eingesetzt wird, um das restliche Team zu Entlasten und Aufgaben wie Portfolios, An- und Abmeldungen, Administratives, Einkäufe, Bestellungen, Warenannahme, usw. sicherzustellen. 
Das heißt: Vollzeitkräfte sollten eine stabile Betreuung und Kontinuität für die Kinder als feste Bezugsperson in allen Standorten gewährleisten.Teilzeitkräfte die Stundenpläne vervollständigen.
 
Beim Erstellen der Stundenpläne wurde darauf geachtet, dass alle Arbeitnehmer ihr gewähltes Arbeitsregime erfüllen können. Nichtsdestotrotz erfüllen derzeit nicht alle Arbeitnehmer ihr Arbeitsregime. Da nicht alle Betreuerinnen und Betreuer wie vorgesehen in einen Standort wechseln, kommt es teilweise zu Minusstunden, die aber durch weitere in der Betreuung anfallende Arbeiten gefüllt werden sollen: 
Dazu zählen Jahresmappen schreiben, Ferienprojekte und Aktivitäten vorbereiten, Vorbereitungen für die Einkäufer erledigen, Spielkisten zusammenstellen, neue Bedarfe in der AUBE abdecken usw. 
 
Nachdem es nach der Überarbeitung der Stundenpläne zu Unmut über einzelne Standortwechsel gekommen ist, sind auch diese in den letzten Tagen bestmöglich ausgeglichen worden. Es wurde versucht, allen Betreuerinnen und Betreuern gerecht zu werden. So konnte, auch dank der Kompromissbereitschaft der Betreuerinnen und Betreuer unter gleichzeitiger Anwendung der oben genannten Kriterien insgesamt eine Aufwertung der Qualität der Betreuung erzielt werden.
 
Dem gesamten ZKB-Team möchte ich für diese Bereitschaft und den Einsatz von Herzen danken. 
 
Damit der Weg geebnet wird für eine künftig vertrauensvolle Zusammenarbeit im Sinne eines guten Arbeitsklimas besuche ich zurzeit gemeinsam mit dem Direktor, der zuständigen Fachbereichsleiterin und den Fachberaterinnen AUBE-Personalversammlungen – gestern Abend noch in Amel, bei denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihre Fragen zu stellen und Anregungen für die Standorte zu formulieren. Denn Grundlage damit solche Probleme in Zukunft vermieden werden können, ist eine konstruktive Kommunikation zwischen den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und den direkten Vorgesetzten, die eine Übersicht über die verschiedenen Stundenpläne haben und gegebenenfalls Änderungen durchführen können und besondere Fragen und Anliegen beantworten können. 
 
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
 
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