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Fragen und Antworten

Mündliche Frage Nr. 1434

14. September 2023 – Frage von S. Pauels an Ministerin KLINKENBERG zu den Ergebnissen der VERA-8-Erhebung

Zu welchen Ergebnissen kam die VERA-8-Erhebung des Jahres 2023?

Die nachfolgend veröffentlichte Frage und die Antwort entsprechen den hinterlegten Originalfassungen. Die endgültige Version ist im Bulletin für Interpellationen und Fragen (BIF) veröffentlicht. 
 
Frage von Stephanie Pauels (CSP):
 
Auch 2023 beteiligten sich die Sekundarschulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft wieder an den VERA-8-Erhebungen (Vergleichsarbeiten der 8. Jahrgangsstufe des deutschen Schulsystems).
 
Dazu meine Fragen: 
1. Zu welchen Ergebnissen kam die VERA-8-Erhebung des Jahres 2023?
2. Inwiefern beeinflussen die Ergebnisse der Erhebung die Arbeit der Regierung?  
 
Antwort von Lydia Klinkenberg (ProDG), Ministerin für Unterricht, Ausbildung, Kinderbetreuung und Erwachsenenbildung:
 
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
 
VERA steht für VERgleichsArbeiten, die die sogenannte VERA 3 Testung wird im 3. Primarschuljahr und die sogenannte VERA 8 Testung im 2. Sekundarschuljahr durchgeführt. In einigen deutschen Bundesländern werden die schriftlichen VERA-Tests auch anders bezeichnet, z.B. als „Lernstandserhebungen“ oder „Kompetenztests“. Seit 2010 nehmen auch Südtirol und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens an VERA teil.
VERA ist ein Diagnosetest für Lehrende, weil Lehrkräfte im 3. Primarschuljahr bzw. im 2. Sekundarschuljahr ein Feedback darüber erhalten, inwieweit die Kompetenzanforderungen von den Kindern und Jugendlichen bereits erreicht werden und welche Bereiche im Unterricht besonders in den Fokus genommen werden müssen. Somit ermöglicht die Testung zu ermitteln, welches Kind ggf. individuelle Förderung benötigt.
Die Evaluationsebene bei Vera betrifft also Schulen, Klassen und Einzelschüler. VERA wird von der Autonomen Hochschule in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Empirische Pädagogische Forschung der Universität Koblenz/Landau organisiert und von den Lehrkräften durchgeführt. Die Resultate werden zeitnah zurückgemeldet, mit dem Ziel, Schülerinnen und Schüler oder Klassen gezielt zu fördern. Die Ergebnisse eignen sich also nur bedingt bis kaum als Leistungsstudie, da das Hauptziel von Vergleichsarbeiten Schul- und Unterrichtsentwicklung ist.
Vera-8 im Jahr 2023 erhob Deutschkompetenzen der Lernenden in den Bereichen Zuhören und Sprachgebrauch. Der Test wurde zum ersten Mal computerbasiert durchgeführt.
Zuhören wurde im Jahr 2023 zum ersten Mal durchgeführt. Es gibt dementsprechend keine Vergleichswerte.
Beim Teilbereich „Zuhören“ sind 18 % der Schüler auf der niedrigsten Kompetenzstufe 1. Kompetenzstufe 1 bedeutet, dass der Lernende Kernaussagen wiedererkennen und wiedergeben sowie Informationen miteinander verknüpfen kann. 
Die mittleren Kompetenzstufen 2 und 3 werden im Bereich Zuhören von 56 % der Jugendlichen erreicht. 26 % der Schüler befinden sich auf den beiden oberen Kompetenzstufen. Davon sind 17 % auf der Stufe 4 und 9 % auf der Stufe 5.
 
Der Bereich Sprachgebrauch wurde bei VERA-8 2023 ebenfalls zum ersten Mal getestet. Hier befinden sich 24 % der getesteten Schüler auf Kompetenzstufe 1.
Kompetenzstufe 1 im „Sprachgebrauch“ bedeutet, dass Lernende in der Lage sind, das praktisch nutzbare Handlungswissen (Lern- und Anwendungsprozesse) in den Bereichen Satzbau und Deklination und Wortbildung korrekt anzuwenden. Sie sind jedoch noch nicht in der Lage, schulgrammatische Fachbegriffe zu verwenden.
Die mittleren Kompetenzstufen 2 und 3 im Sprachgebrauch werden von 66% – d.h. 2/3 der Lernenden – erreicht. 10 % der Sekundarschüler erreichen die obersten Kompetenzstufen 4 und 5.
 
Zurzeit plant die Regierung Maßnahmen zur verstärkten Förderung der Deutschkompetenzen in Bereichen wie Lesen, Sprachgebrauch und Zuhören, damit Lernende jeweils nächsthöhere Kompetenzstufen erreichen. Wie immer nach der Durchführung von Kompetenztests beauftragt die Regierung die Koordinatorin der Testungen damit, die Resultate den Fachberatungen und der Schulentwicklungsberatung vorzustellen, damit diese geeignete Unterstützungsangebote für die Schulen entwickeln können, darunter zum Beispiel Weiterbildungen. Die externe Evaluation teilt uns immer wieder mit, dass in unseren Schulen die höheren Anforderungsniveaus nicht genug geübt werden. Auch hier müssten Weiterbildungen ansetzen. Natürlich braucht es dazu auch die nötige Zeit in den Schulen, auf die immer mehr Anforderungen zukommen. Im Rahmen der Gesamtvision stellen wir daher zurzeit Überlegungen an, wie die Grundkompetenzen (lesen, rechnen, schreiben) also auch die Kompetenzen in der Unterrichtssprache in der Grundschule besser vermittelt werden können. Denn dort werden die Grundlagen für den späteren Bildungsweg gelegt. Wir sind bereit, die Gewichtung der Fächer und Kompetenzen zu überdenken. In dem Zusammenhang habe ich auch die OECD beauftragt, in einer pädagogischen Studie darzulegen, wie man die Sprachkompetenzen, darunter auch die Lesekompetenz, besser fördern kann. Im Oktober erhalten übrigens auch die Personalmitglieder, Eltern und Schüler nochmals die Gelegenheit, sich an den Überlegungen zur Gesamtvision zu beteiligen, in dem Rahmen werden Sie sich auch zur Förderung der Grundkompetenzen sowie der Gewichtung der Kompetenzen äußern können.
 
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
 
 
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