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    Außenbeziehungen

    Treffen mit Delegation aus Bosnien-Herzegowina

    19. Februar 2020 - Wie organisiert man föderale Strukturen vor dem Hintergrund verschiedener ethnischer Bevölkerungsgruppen? Diese Frage stand im Zentrum des kürzlich stattgefundenen Besuchs einer Delegation aus Bosnien-Herzegowina in Belgien. Dabei war es ihr ausdrücklicher Wunsch, mehr über die Autonomie der deutschsprachigen Minderheit sowie die Gestaltung ihrer inner- und außerbelgischen Beziehungen zu erfahren.

    Treffen mit Delegation aus Bosnien-Herzegowina

    Bei dem im Senat arrangierten Treffen der Vorsitzenden der zehn Kantonalparlamente der Föderation Bosnien-Herzegowina gaben Parlamentspräsident Karl-Heinz Lambertz, Senator Alexander Miesen und Nadia Reuter von der Parlamentsverwaltung zunächst einen allgemeinen Überblick über die Entwicklung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im historisch-politischen Kontext, ihre Zuständigkeiten und ihren Platz im aktuellen belgischen Föderalsystem. Beim nachfolgenden Austausch wurde klar, dass man Fragen der Identität und der damit verbundenen Abgrenzung ethnischer Gruppen in Bosnien-Herzegowina größtenteils anders gegenübersteht als im deutschsprachigen Belgien – während es hier beispielsweise kein Thema ist, neben der belgischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ist es dort selbstverständlich, neben der bosnisch-herzegowinischen auch die Staatsbürgerschaft Kroatiens bzw. Serbiens zu besitzen, wenn man diesen Ethnien angehört. Dabei betonte Senator Alexander Miesen, dass die hohe Identifikation mit ihrem Heimatland bei den deutschsprachigen Belgiern Resultat einer einhundertjährigen Geschichte sei – wogegen die Entstehung Bosnien-Herzegowinas infolge des Bürgerkriegs noch keine 25 Jahre zurückliege, verbunden mit einem sehr komplexen Staatsaufbau.

    Daneben interessierten sich die Gäste für die Autonomieentwicklung und -gestaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, insbesondere die Möglichkeit von Zuständigkeitsübertragungen der Wallonischen Region sowie den Ansatz, als kleiner Gliedstaat Autonomie in Kooperation zu gestalten. „Autonom sein heißt nicht, alles selbst zu machen, sondern offen zu sein für Zusammenarbeit“, resümierte Karl-Heinz Lambertz, und betonte abschließend, wie wichtig der Austausch auch mit außerbelgischen Partnern sei, um den eigenen Horizont für Minderheitenfragen und Autonomiegestaltung zu erweitern.

     

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